Ausfürliche Informationen zur Chirotherapie
Während meiner Ausbildung in einer Allgemeinmedizinischen Praxis in Hamburg Ende der 90er Jahre lernte ich die Chirotherapie kennen (im Volksmund auch Chiropraxis oder Chiropraktik genannt).
Bei dieser Methode kann der Arzt, durch bloßes „Hand anlegen“ nach vorheriger genauer körperlicher Untersuchung Schmerzen des Bewegungsapparates durch „Einrenken“ lindern.
Von meinem Naturell zufassend und handwerklich veranlagt, wollte ich diese Fertigkeit erlernen. Im Jahr 2000 konnte ich nach meiner Ausbildung bei der MWE bei der Ärztekammer Hamburg die Zusatzbezeichnung „Chirotherapie“ erwerben.
Es ist faszinierend zu erleben, wenn bei einem Patienten mit „Hexenschuss“ ohne Spritze oder Tablette z. B. eine Kreuz-Darmbein-Gelenksblockade gelöst wird und er sich anschließend wieder seine Schnürsenkel binden kann, wo er doch vorher völlig steif war. Oder wenn Menschen mit „verklemmter Rippe“ nach Chirotherapie wieder Durchatmen können. Es ist auch möglich „Ameisenlaufen“ und die Taubheit der Finger durch Therapie der „verklemmten“ Halswirbelsäule zu behandeln (in Kombination mit Triggerpunktbehandlung und Akupunktur- siehe dort), falls dies der Grund für das Vorliegen dieser Symptome war.
Wie funktioniert Chirotherapie?
Jedes menschliche Gelenk hat eine oder mehrere Hauptrichtungen, in denen es bewegt werden kann. Außerdem hat es einige Nebenrichtungen, in denen es eine gewisse Beweglichkeit geringen Ausmaßes aufweist, die aber nicht seiner normalen oder meist genutzten Bewegungsfunktion entspricht. So kann sich z. B. ein Fingergelenk nach vorne in Richtung Handfläche beugen, es kann sich aber nicht nach rechts und links oder nach hinten bewegen. Nimmt man dieses Gelenk allerdings fest in die Hand, ist eine passive, leichte Verschieblichkeit in alle Bewegungsrichtungen, also auch nach hinten und seitlich, möglich. Dies nennt man GELENKSPIEL. Eine Gelenkstruktur kann durch banale Bewegung des Alltages im Rahmen des Gelenkspiels in eine bestimmte untypische Bewegungsrichtung gelangen und sich dort gewissermaßen verhaken. Dies nennen wir eine GELENKBLOCKADE. Sie führt dazu, dass das Gelenk seine ursprüngliche Bewegungsrichtung nur noch eingeschränkt wahrnehmen kann. Die Muskulatur versucht nun dennoch den natürlichen Bewegungsablauf aufrecht zu erhalten, braucht dazu aber häufig eine veränderte Spannung, Zugrichtung oder Kraftintensität. Dadurch verursacht eine Gelenkblockade letztendlich über verschiedene nervliche Verschaltung einen typischen Muskelverspannungspunkt in der Tiefe der Muskulatur (IRRITATIONSPUNKT). Jede Gelenkblockade zeigt sich also durch einen spezifischen Irritationspunkt aus. Sogar eine Beeinträchtigung der Hautempfindlichkeit und Durchblutung auf der Körperoberfläche oder Organstörungen können entstehen (Dermographismus, „Kibelerfalte“). Das Ganze ist stets auch spontan umkehrbar und rückläufig. Es handelt sich also nicht um eine Zerstörung oder krankhafte Veränderung, sondern nur um eine vorübergehende Fehlstellung bzw. Fehlfunktion des Gelenkes. Diese Störung nennen wir: FUNKTIONELLE STÖRUNG.
Der Chirotherapeut kann nun durch die Begutachtung und der Gelenkbeweglichkeit und der Ertastung jener Irritationspunkte feststellen, welches Gelenk blockiert ist. Durch gezielte minimale Impulse mit hohem Tempo bei ganz geringem Bewegungsausmaß kann er dieses Gelenk deblockieren d. h. lösen. Dies gibt oft ein Knackgeräusch, verursacht nicht etwa durch das Aufeinanderschlagen von Knochen, sondern dadurch, dass sich die Gelenkkapsel löst, etwa wie wenn man einen Saugnapf von einer Scheibe zieht. Die Deblockierung erlaubt der Muskulatur sich wieder zu entspannen und die Schmerzen, die durch die Muskelverspannung ausgelöst wurden, sind rückläufig.
Insbesondere vor einer Behandlung der Halswirbelsäule wird zur Sicherheit ein Röntgenbild angefertigt, um krankhafte Veränderungen auszuschließen.